Kein Schattendasein: Oliver Reitz attestiert dem Brötzinger Tal eine positive Zukunft. ARCHIVFOTO: MEYER
PFORZHEIM. Es ist Pforzheims ältestes Gewerbegebiet, es kämpft mit Verkehrs- und Anbindungsproblemen und ist zudem flächenmäßig nahezu ausgelastet, ohne relevante Erweiterungsmöglichkeiten. Fristet das Brötzinger Tal also gegenüber den anderen Gewerbegebieten ein Schattendasein? Nein, findet Oliver Reitz, Direktor der WSP und erläutert in diesem Interview unter anderem auch die sich durch die Westtangente ergebenden Chancen des Areals. RALF BACHMAYER
Im Gewerbegebiet Brötzinger Tal besteht ein nahezu nahtloser Übergang von der Gemarkung Pforzheim hin zur Gemarkung Birkenfeld: Ist das positiv zu betrachten und wenn ja, warum? Oder behindert das eher die eindeutige Identifikation der Bürger mit diesem Gewerbegebiet?
Das Gewerbegebiet Brötzinger Tal geht im Westen in das Gewerbegebiet Birkenfeld über, welches jedoch nicht mehr zur Pforzheimer Gemarkung gehört. Eine parzellengenaue Abgrenzung ist für die Öffentlichkeit nur schwer erkennbar. Allerdings verfügen die Gewerbegebiete in Pforzheim und Birkenfeld jeweils über verschiedene Branchenschwerpunkte. Auf Birkenfelder Gemarkung dominieren flächenmäßig Betriebe des Lebensmittelsektors wie Müller Fleisch GmbH oder die Teigwarenfabrik Jeremias GmbH. Des Weiteren werden großflächig Lagerflächen für Privat- und Gewerbekunden auf dem ehemaligen Areal des Möbelzentrums Birkenfeld geboten. Es ist zwar kein interkommunales Gewerbegebiet, wie man es heute planungsrechtlich versteht, aber die Abstimmung über Gemeindegrenzen hinweg, war und ist hier stets gegeben, beispielsweise wenn es um die Verkehrsführung geht.
Warum führt das Gewerbegebiet Brötzinger Tal gegenüber der Wilferdinger Höhe und dem Gewerbegebiet Nord beinahe ein Schattendasein?
Wir sprechen hier zwar von einer Tallage, aber das führt in meinen Augen keineswegs zu einem Schattendasein. Im Gegenteil: Leistungsstarke Betriebe konnten sich hier in den letzten Jahrzehnten erfolgreich entfalten, auch wenn für größere Erweiterungen nunmehr die Flächen fehlen. Die neue Westtangente schafft für das Brötzinger Tal nun eine noch bessere Erreichbarkeit. Darauf freue ich mich gemeinsam mit allen ansässigen Gewerbebetrieben und deren Zulieferern und Kunden. Erfreut bin ich aber auch über den engen Schulterschluss, den die Betriebe vor Ort gesucht haben, um sich gemeinsam für den Gewerbestandort zu engagieren.
Stichwort Westtangente: Kann diese hier das Gewerbegebiet Brötzinger Tal etwas aufpeppen?
Durch die direkte Anbindung an die A8 wird das Gebiet an weiterer Standortqualität gewinnen und den ansässigen Unternehmen damit beste Voraussetzungen für den überregionalen Andienungsverkehr bieten. Das wird sicherlich auch spürbar den gewerblichen Verkehr reduzieren, der sich bislang durch Brötzingen oder auch durch die Innenstadt den Weg zur Autobahn suchen musste.
Wohin steuert das Gewerbegebiet Brötzinger Tal in den kommenden Jahren? Was wäre aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Nicht zuletzt durch die unmittelbar ins Brötzinger Tal führende Westtangente ergeben sich neue Perspektiven, aber auch neue Anforderungen an die Erschließung innerhalb des Gewerbegebietes. Auch in gewachsenen Strukturen sollte man immer wieder nach Optimierungen suchen. Ähnlich wie bei neuen Gewerbegebieten gilt es auch in Bestandslagen, das kostbare Gut „Fläche“ bestmöglich auszunutzen und in vielerlei Hinsicht Effizienz herbeizuführen. Dies kann eine betriebsübergreifende Zusammenarbeit bei Lieferketten oder bei der Parkraumbewirtschaftung sein. Aber auch das verdichtete Bauen durch Ausnutzung der baurechtlich zulässigen Gebäudehöhen oder die Begrünung von Dächern sind Themen, die auch im Brötzinger Tal von zunehmender Bedeutung sind.
Das Gewerbegebiet Brötzinger Tal ist auch an den ÖPNV (Öffentlicher Personen-Nahverkehr) gut angebunden (s.u.).
Das ist die Zeitspanne, die die optional getaktete Schnellbuslinie zwischen dem Gewerbegebiet Brötzinger Tal und dem Hauptbahnhof benötigt. bac
Die Regionalbahnlinie von Pforzheim nach Bad Wildbad passiert auch das Gewerbegebiet Brötzinger Tal mit den Haltestellen Brötzingen Sandweg (vier Minuten vom Hauptbahnhof), Brötzingen Wohnlichstraße (fünf Minuten vom Hauptbahnhof) und Birkenfeld Enz (sieben Minuten vom Hauptbahnhof). bac